Ok. Die Schützenkönige in Neuss beschreiben ihre Orden im offiziellen Programmheft. Macht man das als Zugkönig? Will man das als Zugkönig? Ein Versuch…
Macht man sich vorher groß Gedanken? Ja und nein. Eigentlich nein. Zugkönige kommen in der Regel kurzfristiger zu ihrem Amt, als Soloschützen auf der Festwiese. Rar sollte der Orden sein. Knapp 1.500 Orden kann ein kleiner Zugkönig sich eh nicht leisten 😉 Aber anders als bei meiner ersten Ehre, der Zugkönig zu sein — damals wollte ich mehr oder weniger eine römische Münze imitieren, und jeder (!) bekam einen — wollte ich nicht jedem einen Orden geben. Nicht, weil es Antipathie gibt oder gäbe. Dafür hebe ich mit jedem vom Zug zu gerne das Glas 😉 Nur diesmal wollte ich den Orden als Zeichen der Anerkennung für Dienste im Zug und als Wertschätzung für langjährige Freundschaft einsetzen. Ich kam auf acht Orden. Zwei „beiseite“, der Rest wird durch die Hand der Königin verliehen. Und so kam ich „im Affekt“ dazu, wieder einen Orden aufzulegen.
Die äußere Form ist dem Tatzenkreuz nachempfunden, das einst von den Templern eingesetzt wurde. Oder aktuell von der Bundeswehr, der ich immerhin zehn Monate 1997/98 angehörte. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger führt das Tatzenkreuz ebenfalls im Logo. Die äußere Form des Kreuzes ist ebenso eine Verneigung vor dem Orden „Pour le Mérite„. (Auch wenn die Kreuzform eine andere ist. Künstlerische Freiheit.) „Für das Verdienst“ — die äußere Form als Ausdruck, sich durch die Verleihung bei jemandem für seinen Einsatz zu bedanken. Check.
Das runde Element in der Mitte wird durch einen nach innen gezackten Kreis umschlossen. Doppeldeutig. Auf der einen Seite deutet es auf ein Zahnrad hin. Exakte Mechanik, die ineinander greift – eine Denkweise, die mir in dem, was ich beruflich mache, stets geholfen hat. Auf der anderen Seite ist es die Verneigung vor Musik und Philosophie bestimmter Künstler, deren Logo eben diesen Kreis enthält. Das wie und warum dazu ist hier zusammengefasst. Wenn man sich dafür interessiert.
Jede der vier Seiten des Kreuzes wird mit Namen vervollständigt, in dem Fall die meiner Familie samt zweistelliger Jahreszahl. Es klingt wohl sehr schmalzig — aber es ist das, was mich antreibt und entschleunigt. Meine Familie.
Meine Familie sind auch De Wonneproppe – ausgedrückt durch das Logo mit dem Kinderwagen in der Variante ohne dem heiligen Quirinus. Der Legende nach sind wir Wonneproppe, weil irgendjemanden bei der Gründung des Zuges aufgefallen ist, dass wir uns wie Kinder verhalten. 24 Jahre später sind wir glücklicherweise nur ein ganz klein wenig „erwachsener“ geworden 😉
Zu guter letzt neun Kugeln. Die „Neun“. Neusser Glückszahl, so heißt es. Erklären kann es sich keiner. Auch die Ableitung von Novaesium von der lateinischen „Neun“ („Novem“) ist abenteuerlich. Egal. Neun Kugeln stehen für Neuss. Geboren bin ich hier. Heimat, Wurzeln, Identität.
Schicksal eines jeden Ordens ist es, vielleicht an 360 von 365 Tagen in einem Schuhkarton zu verschwinden. Meinetwegen. Wenn derjenige, der den Orden betrachtet, beim Anblick gleich feuchte Hände (vom kalten Bierglas) bekommt und das Bedürfnis hat, umgehend jemanden zuprosten zu wollen, weil man gemeinsam „d’r Maat erop“ gegangen ist, dann gerne 🙂 In diesem Sinne ein dreifach kräftiges „WONNE…“
Jan Piatkowski